Magento-Buch – nur für wen?

Ich lese gerade, äh nein, ich quäle mich durch ein Magento-Buch, namentlich Magento – Installation, Anwendung, Erweiterung und ich habe mich auf Podcast-Empfehlungen und die Amazon-Bewertungen verlassen. Genau. Selber schuld.

Nach einem Drittel ist mir absolut unklar, für welche Zielgruppe das Buch ist. Auf jeden Fall trifft das, was Falk Opitz in seiner Rezension schreibt, nicht zu:

Dieses Buch ist sowohl für Neueinsteiger, als auch erfahrene Entwickler sehr zu empfehlen.

Leider bekomme ich jedes Mal Ausschlag, wenn Sachen, die für einen erfahrenen Entwickler eine Selbstverständlichkeit sind, erklärt werden. Ich brauche keine Empfehlungen für Texteditoren oder FTP-Programme und ich brauche keine Erklärungen, was ein Cache ist oder ein RSS-Feed. Auf der anderen Seite dürfte den Neueinsteiger schon die lokale Installation überfordern, spätestens beim Editieren von irgendwelchen E-Mail-Templates dürfte aber jemand, der HTML für einen US-Amerikanischen Radiosender hält, das Buch aus der Hand fallen.

Und dann kommen die wirklich wichtigen Sachen schlicht zu kurz.
Stichwort Zahlungsmodule. Steht auch ganz markant auf dem Buchtitel. Dafür steht dann auf Seite 116:

4.4.5 Google API, Paypal-Konten, System & Erweitert – Einstellungen für Entwickler
Innerhalb des Magento-Administrationsbereichs gibt es noch weitaus mehr Möglichkeiten und Konfigurationseinstellungen, als in diesem Kapitel behandelt wurdenwerden. Die für dieses Buch nicht relevanten Bereichen haben wir daher an dieser Stelle kurz der Vollständigkeit halber erwähnt. Es handelt sich dabei um Bereiche, die vor allem für Entwickler bzw. Administratoren mit einem hohen Wissensstand interessant sein dürften.

Und auf Seite 130 noch einmal ein Schlag ins Gesicht:

Ein sehr populärer Vertreter einer im Internet etablierten Zahlungsmöglichkeit ist Paypal. Paypal wird, neben Payflow und Authorize.net, von Magento direkt unterstützt. Es würde aber den Umfang dieses Buches springen, gezielt auf die jeweiligen Payment-Provider einzugehen.

Oder, in meinen Worten:
Wenn Paypal Ihre einzige Zahlungsmöglichkeit ist, kaufen Sie sich doch bitte ein anderes Buch.

Stichwort Steuersätze. Also mir ist ja unklar was es bei Varien zu rauchen gab als das implementiert wurde. Aber nach dem 3,5 Seiten im Buch, die sich mit diesem Thema beschäftigen, hat man am Ende mehr Fragen als vorher. So wird das Thema eines weltweiten Versands (und der damit verbundenen Herausforderungen an die Steuerberechnung) mit keinem Wort erwähnt und es wird auch nicht erklärt, wie man sicherstellt, dass ein Schweizer keine Steuer berechnet bekommt, ein Franzose hingegen schon. Man klebt einfach ein paar Sachen zusammen, die zum Großteil aus rein textlicher Information bestehen und dann wird’s schon passen. Da werde ich mich wohl doch an diese Anleitung halten müssen.

Ich befürchte ja, das mit mir und dem Buch wird nichts mehr. Mal sehen, wie viele Seiten es noch überlebt, bevor es in eine Ecke fliegt. Dem Kollegen, der für die Shoppflege zuständig ist, brauche ich es aber auch nicht in die Hand zu drücken. Dem ist das zu technisch. Der mehr oder weniger generalistische Ansatz des Buches dürfte damit gleichzeitig sein größtes Problem sein…

Update

Bin dann doch schon auf Seite 305. Da werden gerade CSS-Änderungen am Frontend vorgenommen:

background:#fff; border:1px solid #999; border-top:none;

Und direkt danach kommt:

Was hat das zu bedeuten? background: #fff ist der weiße Hintergrund; border:1px solid #999 sagt dem Browser, dass er um den ganzen Inhaltsbereich einen grauen Rahmen ziehen soll.

Mach Sachen! Wie gesagt, eine Zielgruppe ist für dieses Buch nicht auszumachen.

Ich bin Web Developer und arbeite als Lead Developer bei WIBROS. Ich liebe das Internet, Baseball, Softball, Bier und die Farbe orange. Ich hab früher mal zu viel Kaffee getrunken.

Comments (2) Write a comment

  1. Pingback: Umlaute im URL key von Magento

  2. Hallo Matthias,

    erst einmal besten Dank für das Feedback. Nur durch Rückmeldungen, die oftmals leider viel zu selten vorkommen, hat man als Autor die Möglichkeit sein Werk zu verbessern.

    Ich denke viele von Dir angesprochenen Punkte lassen sich recht einfach erklären.

    Das Buch soll sich einer möglichst breiten Zielgruppe widmen, d.h. es sind sowohl “banale” Dinge vorhanden, wie auch komplexere. Das Buch ist an sich Modular aufgebaut d.h. wenn man weiß wie die Installation von Magento funktioniert, springt man einfach zum nächsten Kapitel. Wer aber noch nie Magento installiert hat, kann sich dieses Kapitel durchlesen. So ist es übrigens bei jedem Kapitel. Es gibt zwar einen roten Faden, aber wer weiß wie Gutscheine und Preisregeln funktionieren, überspringt einfach den Teil.

    Das bringt mich dann auch zum Punkt mit dem CSS-Code. Natürlich ist vielen klar, was das bedeutet. Es gibt aber auch genug Leser, die noch nie etwas von CSS gehört haben. Diesen Leuten sollten man daher auch eine kurze Erklärung geben, was denn wirklich hier gemacht wird. Das Motto lautet daher, lieber zu viel erklärt, als zu wenig.

    Warum Varien z.B. die Steuern so implementiert hat, wie es eben nunmal ist, nun gut da kann man sich drüber Streiten, aber das ist ein Thema, welches losgelöst vom Buch thematisiert werden sollte 😉

    Um kurz und knapp zu beantworten an wen sich das Buch richten soll: Grundsätzlich einmal an alle, das bedeutet aber nicht, dass der Entwickler und Profi alles von A bis Z durchlesen muss, der komplette Neueinsteiger hingegen schon. Und um das zu gewährleisten schreibt man lieber etwas zu viel und setzt voraus, dass bereits bekannte Dinge zur Kenntnis genommen oder “ignoriert” werden, als dass man dann ein reines Buch für Profis hat, die sowieso schon alles wissen und man einfach nur das Ziel in den Raum wirft, aber den Weg nicht beschreibt.

    Viele Grüße
    Alexander Steireif

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